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Nachrichten aus Österreich

von OStR Prof. Richard Zimmerl


Corona


Das Corona-Virus hat nicht nur Europa und die ganze Welt
fest im Griff, auch die Philatelie in Österreich ist – wie in allen
anderen Ländern – stark davon betroffen.
Die Post und der Verband Österreichischer Philatelisten-
Vereine (VÖPh) haben alle philatelistischen Veranstaltungen
abgesagt. Dazu gehören auch etliche Ereignisse, die bisher zu
den Höhepunkten des philatelistischen Jahres zählten, wie
der Tag der offenen Tür im VÖPh mit dem Gastland Ukraine,
die «HIBRIA 2020» in Hirtenberg mit der zweiten Runde
des «Austria-Cup 2019/21» oder das Grossereignis «100 Jahre
Filmstudios am Rosenhügel».

Abgesagt sind auch alle Sonderpostämter. Die angekündigten
Briefmarken werden jedoch zu den vorgesehenen Ersttagen
ausgegeben. Die Sonderstempel zu den Ersttagen samt
Ersttags-Zusatzstempel werden verwendet. Sie sind jedoch nur
mit Einsendung an die Zentrale Stempelstelle (oder die zuständige
regionale Verkaufsstelle) erhältlich: Zentrale Stempelstelle,
Philatelie Shop, Post am Rochus, Rochusplatz 1, A-1030 Wien.
Dazu bietet die Post aber einen besonderen Service an: Die
Nachstempelfrist wurde auf drei Monate verlängert, und zwar
mit dem Originaldatum (!). Man kann also einen Ersttagstempel
vom April noch im Juli bekommen.
Recht heiter ist, dass sich in dieser Situation die Kunst sogar
auf die Philatelie besinnt. Im Jänner haben wir in der SBZ
unter dem Titel «Kuschelmonster mit Katastrophenpotential»
jene Marke vorgestellt, wo das Konsummonster gierig die Erde
frisst. Nun kursiert eine Karikatur, wo das Monster auf der

  
Das Konsummonster                                                             Hoffentlich frisst das
frisst die Erde.                                                                            Monster bald das Virus.


Unter den Journalisten – nicht nur den philatelistischen – ist
übrigens eine Diskussion entbrannt, ob «Virus» männlich oder
sächlich ist, also der oder das Virus. In der Fachsprache der Mediziner
war das Virus immer sächlich. Im allgemeinen Sprachgebrauch
sind hingegen Substantive auf -us immer männlich,
also der Virus. Offenbar ist der Virus nicht nur medizinisch
höchst anpassungsfähig, sondern auch sprachlich, denn heute
existieren in der Alltagssprache beide Formen nebeneinander –
und beide gelten als korrekt.


Postgebühren-Erhöhung


Zusätzlich zur Corona-Krise, aber schon lange vorher geplant,
hat die Österreichische Post AG mit 1. April 2020 einige Gebühren
erhöht. Anlass war der laufende Rückgang des Briefvolumens.
Hauptsächlich betraf es den Standardbrief und die
kleineren Päckchen Inland wie auch Ausland. Die zweiten
Gewichtsstufen sind übrigens gleichgeblieben.
Bei den Päckchen ist auch die Sendungsverfolgung inbegriffen.
Mit der Aufgabenummer kann jederzeit festgestellt
werden, wo sich die Sendung eben befindet und ob sie ordnungsgemäss
zugestellt wurde. Vielen Postkunden reicht dies,
ist aber wesentlich billiger als Einschreiben. Man kann damit
sogar einen gewöhnlichen Brief versichert aufgeben, wenn man
ein entsprechend grosses Kuvert verwendet.
Die Einschreibegebühr ist mit EUR 2.30 (Österreich) und
EUR 2.85 (Ausland) gleichgeblieben.


Dauermarken im Abonnement


Mit der Portoerhöhung vom 1. April 2020 hat die Österreichische
Post AG wieder eine neue Dauermarken-Serie aufgelegt.
Es blieb zwar bei den «Volkstrachten», auf den Marken
sind aber Motive unter dem Titel «Beiwerk und Auszier» zu
sehen. In graphisch recht guter Darstellung sind Kappen, Gürtelschnallen,
Messer und auch die typische Melone der Wiener
Fiaker zu sehen.
Abermals gibt es zahlreiche Wertstufen, die mit mehreren
Motiven aufscheinen, je nachdem, in welcher Ausführung sie
ausgegeben wurden. Für die Sammler bedeutet dies eine zusätzliche
Erhöhung der Kosten.
Im Abonnement wurden die Rollenmarken zu 5, 10 und
85 Cent (Festtagskranz Stinatz) als Einzelstücke geliefert. Die
Marken zu 85 Cent (Melone Wien) und 275 (Waidmesser) wurden
als Briefmarkenset 1 (zu einem Stück) ausgeliefert.
Für die «Kropfkette» aus dem Innviertel zu 100 Cent und
den «Taschenfeitl» aus dem Ybbstal zu 135 Cent müssen die
Sammler zwei Stück kaufen.
Vier Stück in einem «Briefmarkenset 4» müssen die Sammler
bei der «Schuberkette mit Uhr» zu 85 Cent, bei der «Köchertasche
» zu 100 Cent und bei «Schnürstiefel» zu 135 Cent bezahlen.
Die höheren Werte, die auch im Viererset ausgegeben wurden,
werden im Abonnement als Einzelstücke ausgegeben, was
die Kosten stark verringert: 175, 180, 210, 275 und 430 Cent.

Statt des Briefmarkensets 10 zu 85 Cent «Hut mit
Gamsradl – Ausseerland» liefert die Post eine Einzelmarke.
Trotz der sammlerfreundlichen Reduktion kostet die
Lieferung der Dauermarken für die Abonnenten insgesamt
EUR 35.65.

   

   
Vier verschiedene Marken für dieselbe Wertstufe – ist dies nötig?


Sehr erfreulich ist, dass in der neuen Dauerserie auch Wertstufen
zu 5 und 10 Cent enthalten sind, die als Ergänzungswerte
verwendet werden können. Es fehlen aber immer noch die
Marken zu 6 und 12 Cent, weil die Sammler immer noch Marken
mit den «krummen» Wertstufen 62 und 58 Cent haben.


Personalwechsel


In der SBZ 3/2020 berichteten wir über die Fehler der holländischen
Druckerei und in der SBZ 4/2020 über den Ärger mit
der Brexit-Marke.
Seit 11. März 2020 ist die Leiterin Produktmanagement Philatelie,
Mag. Gerlinde Scholler, nicht mehr in der Post tätig.
Über einen Nachfolger ist bis jetzt noch nichts bekannt.


«All About Stamps»


Unter «All About Stamps» wurde eine neue digitale Plattform
für Briefmarken eingerichtet, die dem Sammler etliche Dienstleistungen
bieten will, in erster Linie die Digitalisierung der
eigenen Sammlung.
Geboten werden soll ein umfangreicher Katalog mit freiem
Zugang. Damit kann leicht der Wert der eigenen Markensammlung
bestimmt werden. Der realistische Handelswert wird von
zertifi zierten Händlern festgestellt.
Mit einer Suchfunktion oder durch einfaches Abfotografi eren
können Briefmarken leicht gesucht und gefunden werden.
Der Sammler kann sich mit anderen Sammlern vernetzen und
mit ihnen handeln oder tauschen.
Der Einstieg ist leicht: Smartphone- und Tablet-Nutzer
können die «All-About-Stamps»-App downloaden, einen geschützten
Account anlegen und dann sofort die gewünschten
Funktionen nutzen.
Informationen: www.allaboutstamps.at


«250. Geburtstag Ludwig von Beethoven»


Am 4. September 2020 erscheint eine Sondermarke «250. Geburtstag
Ludwig von Beethoven». Der Nennwert von 1.80
Euro entspricht bereits der höheren Gebühr seit 1. April 2020.
Zu diesem Anlass sind zahlreiche Veranstaltungen geplant.
Interessant ist, dass dabei auch neue Forschungsergebnisse vorgestellt
werden sollen.


Ein Postamt, das es gar nicht gab


Tschagguns ist ein Bergdorf im Montafon in Vorarlberg, nicht
weit von der Schweizer Grenze entfernt.
Der abgebildete Brief von Tschagguns aus dem Jahre 1947
weist neben dem Sonderstempel noch einen reichsdeutschen
Rekozettel auf.
Dies war in der französischen Zone, zu der Vorarlberg damals
gehörte, durchaus nicht ungewöhnlich, wenngleich auch
nicht ausdrücklich angeordnet wie etwa in der amerikanischen
Zone. Material war überall knapp, und auf einem Blanko-
Rekozettel gab es keine Merkmale, die an die NS-Zeit hätten
hinweisen können.
Der postgeschichtlich orientierte Sammler wird allerdings
verunsichert sein, wenn er das Datum betrachtet. Im Jahre 1947
hat es in Tschagguns gar kein Postamt gegeben.
Vor dem Ersten Weltkrieg gab es zwar bereits eine Postablage.
Nach dem Zeiten Weltkrieg wurde sie 1946 reaktiviert, aber
noch im selben Jahr wieder geschlossen. Am 1. Mai 1954 wurde
wieder eine Postablage eröffnet, am 4. Juni 1956 wurde sie in
ein Postamt umgewandelt.


1947 gab es kein Postamt in Tschagguns.


1947 gab es kein Postamt in Tschagguns. Die Frage nach
der Entstehung dieses Briefes lässt sich aber einfach beantworten:
Vom 18. bis 23. Februar 1947 fanden die Österreichischen
Schimeisterschaften in Tschagguns statt, bei denen sowohl die
alpinen als auch die nordischen Bewerbe ausgetragen wurden.
Dies war für die kleine Gemeinde ein derart grosses Ereignis,
dass in dieser Zeit ein Sonderpostamt mit Sonderstempel eingerichtet
wurde. Da es naturgemäss keine gedruckten Rekozettel
mit dem Ortsnamen gab, besorgte man sich Blanko-Rekozettel
und stempelte den Ortsnamen ein. Dies entsprach zwar
nicht ganz der nicht ganz der Postordnung, es entstanden aber recht reizvolle
Belege. ■