Postgültige Marken billig erworben?
Johannes Hoffner
Timbres postaux achetés à bas prix ?
Ein Prüfkunde sandte mir zwei Bogen der Sondermarke Ferien (SBK Nr. 2013|Zst. Nr. 2065) zu, die am 2. Mai 2024 herausgegeben wurden. Un client m’a envoyé deux feuilles du timbre spécial Vacances (n° SBK 2013|no Zumstein 2065), émis le 2 mai 2024.
Den einen Bogen erwarb er bei der Post, den anderen Bogen kaufte er bei einem Frankaturwarenhändler deutlich unter Postpreis ein. Die Preise von Frankaturware aus den Jahren 1970 bis 2020 liegen im Handel bei ca. 60 bis 70% des Nominalwertes. Das liegt unter anderem daran, dass die heutigen Portostufen gestückelt werden müssen. Aber dass ein Händler über tausend Marken, die gerade ein Jahr alt sind, unter Postpreis verkauft, macht betriebswirtschaftlich keinen Sinn. Er muss sie ja zum Postpreis erstanden haben. Halt! Er müsste sie - falls echt - zum Postpreis erstanden haben. Eine Untersuchung der beiden Bogen mit der Lupe oder mit UV-Licht ergab keinen klar sichtbaren Unterschied. Unter dem Mikroskop und mit Infrarotlicht1 wird schnell klar, die bei der Post gekauften Marken und das vermeintliche Schnäppchen sind nicht identisch. Neben vielen Abweichungen greife ich den vom Sonnenhut gebildeten halbmondförmigen Schatten heraus. Im Original ist er mit Gelb, Rot, Blau und Schwarz gedruckt. In der Fälschung zum Schaden der Post fehlen die schwarzen Punkte. In der Aufnahme mit Infrarotlicht sieht man beim Original den halbmondförmigen Schatten in Grau, bei der Fälschung fehlt er. Wenn ein Absender solche Marken zur Frankatur verwendet, begeht erBetrug. Dies kann den Käufer des vermeintlichen Schnäppchens teuer zu stehen kommen. Darüber hinaus zahlen wir als ehrlichen Postkunden für die Portobetrüger mit.
Johannes Hoffner ist Briefmarkenprüfer SBPV und Präsident der Kommission zum Schutz der Philatelie des VSPhV. Bei Fragen zur Echtheit und Qualität von Marken stehen Ihnen die Prüfer des SBPV gerne zur Verfügung. Sie finden alle Angaben unter www.briefmarken-pruefer.ch.